50 Jahre Damenschießgruppe Schwaförden zünftig gefeiert

Bericht der SULINGER KREISZEITUNG/SULINGER LAND vom 21. Juni 2022

Ztg._SV Schwaförden-Meilo der Kartfahrer_21.06.2022.pdf (330,8 KiB)

Bericht der SULINGER KREISZEITUNG/SULINGER LAND vom 20. Juni 2022

Ein Teil der 106 Mitglieder der Damenschießgruppe des Schützenvereins Schwaförden 2022.

Oben links: Präsidentin Christina Gäbe, vor ihr stehend, Damenleiterin Andrea Grote. Unten sitzend von links mit Königskette, Jugendkönigin Tasja Hillmann, "Die Lebensfrohe" - Königin Gudrun Wilkens - in ziviler Kleidung - Inge Heuermann, eine der acht Gründerdamen 1972. (Foto: SV Schwaförden)

Über ein volles "Haus", sprich Zelt, freuten sich Präsidentin Christina Gäbe und Damenleiterin Andrea Grote sehr. Viele befreundete Schützenvereine mit ihren Majestäten "rundum" Schwaförden waren der Einladung gefolgt, um das Jubiläum der Damen mitzufeiern.

Dieses waren die Vereine Brake, Ehrenburg, Gaue, Maasen, Mallinghausen, Nechtelsen, Nordsulingen, Stocksdorf, Sudwalde-Menninghausen, Schützenverein von 1848 Sulingen, die Schützengesellschaft von 1896 Sulingen und der Schützenverein Wesenstedt-Harmhausen.

Die Begrüßung von Präsidentin Gäbe war verbunden mit einem ausführlichen Bericht aus der "Vergangenheit" - wie Alles begann...

Mit den Worten, liebe Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder, liebe Gäste, im Namen des Schützenverein von 1887 Schwaförden, begrüßte Präsidentin Christina Gäbe alle ganz herzlich zum 50-jährigen Jubiläum der Damenschießgruppe.

Ebenso begrüßte sie Bürgermeister Gerd Göbberd, den Ehrenpräsidenten Manfred Hillmann, Marianne Vallan und Dieter Lüdeke vom Kreisverband III, sowie die Majestäten Andreas Wilkens „der Hufschmied“, Tasja Hillmann „die Lebensfrohe“ und Meilo Hillmann „der Kartfahrer“. Sie bedankte sich an dieser Stelle nochmals beim Spielmannszug Schwaförden unter der Stabführung von Ingmar Braunert und der Feuerwehr für die Verkehrssicherung. Gerade eben beim Einmarsch der Schwafördener Damen, konnte man sich davon überzeugen, dass die Damenschießgruppe auch heute noch lebt und mit Schwung am Vereinsleben teilnimmt. Ja, wer den Zeitungsartikel vom Vortag genau gelesen hat, könnte vermuten, dass die Gruppe am Aussterben ist. Dem ist nicht so und der Artikel ist leider nicht im Sinne der Damen ausgefallen.

Dann begann sie ihren Rückblick mit einem passenden Reim: Gegründet vor 50 Jahren, mit dem Ziel eine Idee zu bewahren, um im Verein gemeinschaftlich, mehr zu tun als üblich. - Jetzt sind wir hier nach langer Zeit, wir sind und waren für Modernes bereit. Doch bevor wir hier so weiterdichten, will ich von konkreten Fakten berichten.

1972, das Jahr der Olympischen Sommerspiele in München und in Schwaförden finden sich acht Frauen, die im zweiten Anlauf und dieses Mal mit Erfolg die Damenschießgruppe gründeten. Acht Damen, das waren Renate Gäbe, Inge Henke, Inge Heuermann, Helga Mohrland, Karin Peinemann sowie die verstorbenen Mitglieder Christel Hadeler, Luise Schmalgemeier und Käthe Wittenberg.

Die Männer waren damals skeptisch, einige murrten „ Flintenwieber brukt wie nich“ aber davon ließen die Frauen sich nicht beirren. Die Werbetrommel wurde ordentlich gedreht und 1977 gehörten der Damenschießgruppe über 50 Frauen an.

Von nun an nahmen die Frauen in Uniform am Vereinsleben teil. Schwarzer Rock, weiße Bluse und dunkelgrüne Weste. Diesem Outfit ist man bis heute treu geblieben. Die ersten schwarzen Hosen zur Uniform wurden erst ab 2011 getragen. Vorherige Ausnahmen gab es nur bei Beerdigungen und am Volkstrauertag.

Die geschmückten Stöcke nutzt man heute nur noch zum Spalierstehen bei Hochzeiten. Bis in die neunziger Jahre hinein, hat man diese an den Schützenfesttagen zum Ausmarsch mitgenommen, um ein Spalier für das Königspaar zu bilden. Wenn dann allerdings auch noch schlechtes Wetter war und alle zusätzlich den Regenschirm im Einsatz hatten, gelangten die Frauen auch mal an die Grenzen ihrer Multitasking-Fähigkeiten. Stock, Schirm, Handtasche und zwischendurch noch ein Schluckglas und die Scheibe Mettwurst  - man hat auch nur zwei Hände! Tja, die Mettwurst – ohne die geht es an den Schützenfesttagen gar nicht. Der König muss sich schon auf zwei Mettwürste einstellen, da es die Damen immer schaffen, dem Scheibenträger, die erste Wurst vor der Nase wegzuschnappen. Hierfür hat sich spontan auch manche Frau auf die Leiter getraut, die vorher noch Höhenangst hatte.

Aber auch im Schießsport konnten sich die Damen immer wieder beweisen. Mit Agnes Stenzel im Jahr 1983, Edith Brinkmann 2000, Hilde Borchers 2001, Marianne Hillmann 2006, Christina Gäbe 2011, Sabine Plate-Logemann 2012 und Andrea Grote in 2016, haben bisher sieben Frauen die Königswürde errungen.

Hilde Borchers ist/war oftmals beim Kaiserpokalschießen unschlagbar. Auch bei den Pokalschießen mit den umliegenden Vereinen ist man oft angetreten, zwar nicht immer mit Erfolg, aber Dabeisein ist ja schließlich alles! Auch an den Rundenwettkämpfen des Bezirks nahmen einige Damen erfolgreich teil.

Als vor 30 Jahren die Bogensparte gegründet wurde und auch hier einige Frauen Spaß an diesem Sport hatten, erzielte Helga Twietmeyer mit dem Recurve-Bogen in den darauffolgenden Jahren, bis heute, so manchen Podiumsplatz beginnend von Kreis-, Bezirks-,  den Landesverbandsmeisterschaften des Nordwestdeutschen Schützenbundes (NWDSB), bis zur Teilnahme an der Deutschen Hallenmeisterschaft 2003 in Sindelfingen bei Stuttgart. Nicht zu vergessen, sie hat auch schon einen NWDSB-Landesrekord in ihrer Klasse eingestellt, dazu hat sie im „Familienbund Möhlenbrock“ die Bogen-Regionalliga Nord erfolgreich mit bestritten.

Doch neben dem Schießsport blicken die Damen auch auf viele weitere Aktivitäten zurück:

Viele Fahrradtouren, Anfang der 80er Jahre noch mit einem Erkennungszeichen: Die orange farbigen Sonnenhüte eines ansässigen Kreditinstitutes sorgten dafür, dass alle wohlbehalten und ohne Sonnenstich nach Hause zurückkehrten. Das alljährliche Schrottwichteln zum Saisonende ist mittlerweile ebenfalls Tradition.

Unzählige Musical- und Theaterfahrten führten und führen sie auch heute noch nach Weyhe, Bremen, Hamburg oder Essen. Damit sie diese schönen Fahrten unternehmen konnten und heute noch können, legen sie die Hände natürlich nicht in den Schoß. Von 1978 bis 1994 haben sie auf dem Puffermarkt, den es leider nicht mehr gibt, selbstgemachten Zwetschgenschluck und Schmalzbrote verkauft und unzählige Torten für die Schützenfeste, Seniorennachmittage und Basare gebacken. All dieses erfordert viel Organisation, für die die Damensprecherin verantwortlich ist. Die aktuelle Damensprecherin Andrea Grote ist die fünfte im Bunde. Solch eine offizielle Damensprecherin gibt es seit 1977 und dieses Amt bekleidete zunächst Renate Gäbe, gefolgt von Brigitte Wittenberg, Rosel Gründling, Edith Brinkmann und nun Andrea Grote. Edith Brinkmann ist bisher am längsten dabei und ist immer noch aktiv. Alle hoffen, dass Andrea Grote noch viele Jahre dieses Amt ausfüllen wird. Die Torten organisiert, sich um die alljährliche Deko zum Schützenfest und Seniorennachmittag kümmert und nun nach zweijähriger Corona-Pause auch wieder Ausflüge organisiert. Zurzeit zählt die Damenschießgruppe 106 Mitglieder und man freut sich auf jedes weibliche Mitglied, dass auch am Mittwoch beim monatlichen Damenschießen vorbeischaut.

Als Präsidentin wünschte sie der Damenschießgruppe weiterhin viel Erfolg und alles, alles Gute für die nächsten Jahre – macht alle so weiter!

Bürgermeister Gerd Göbberd eröffnete den Reigen der Grußworte, er sich bedankte sich bei den Gründerdamen, dass sie damals nicht locker gelassen haben, dem Schützenverein beizutreten. Sie sind bis heute unverzichtbar, auch im Vorstand des Vereins. Viele Glückwünsche und „Flachgeschenke" überbrachten anschließend die Vertreter/innen der Gastvereine zum Jubiläum.

Geehrt wurde an diesem Abend nur Inge Heuermann, die anderen vier noch lebenden Damen der ersten Stunde, konnten krankheitsbedingt (unter anderem auch Corona) nicht dabei sein. (dieses wird aber nachgeholt) Diese Ehrung wurde unter dem tosenden Beifall aller Gäste von Präsidentin Christina Gäbe und Damenleiterin Andrea Grote durchgeführt. Inge freute sich sehr über Blumenstrauß und Urkunde und die guten Wünsche, dass sie auch weiterhin den Schützendamen die Treue halten wird.

Zu den ersten Gratulanten gehörte natürlich Ehemann Heinrich. Einigen älteren Schützen ist auch er noch in guter Erinnerung, war er doch der zweite Geschäftsführer des Kreisverbandes III im Bezirks-Schützenverband Grafschaft Diepholz: nämlich von 1973 bis 1982 führte er die Geschäfte des Verbandes.

Abschließend bat Präsidentin Christina Gäbe alle Königspaare der Gastvereine aufs „Parkett“ zum gemeinsamen Ehrentanz. Diesem Aufruf folgten dann ebenfalls viele tanzfreudige Schützen und Schützinnen. Bis in den späten Abend feierten alle ausgelassen dieses besondere Jubiläum in Schwaförden.

Bericht: Marianne Vallan, KV III Pressewartin / Christina Gäbe

Fotos: Marianne Vallan / SV Schwaförden

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